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EIN GESUNDER DARM BRAUCHT EINE INTAKTE DARM­SCHLEIM­HAUT

Lange Zeit galt die Darmflora als der entscheidende Faktor für die Darmgesundheit. Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Integrität („Unversehrtheit“) der Darmschleimhaut mindestens genauso wichtig ist. Die Darmschleimhaut bildet mit ihrer schützenden Schleimschicht und der darunterliegenden, gut verschlossenen Darmepithelschicht eine entscheidende Barriere gegen Krankheitserreger und Giftstoffe. Die Schleimschicht bietet dabei auch Billionen von nützlichen Darmbakterien eine ideale Lebensgrundlage. Erst die Kombination aus einer  ausgeglichenen Darmflora und einer intakten Darmschleimhaut gewährleistet eine normale Darmgesundheit.

Die Darmschleimhaut: Aufbau und Funktionen

Die Darmschleimhaut, auch Darmmukosa oder intestinale Mukosa genannt, kleidet den Darm von innen aus und ist folgendermassen aufgebaut:

Aufbau der DarmschleimhautAufbau der DarmschleimhautAufbau der Darmschleimhaut
  1. Auf der Darminnenseite (zum Darmlumen hin) befindet sich eine schützende Schleim­schicht, deren Haupt­bestandteil Muzine sind. Muzine sind Schleim­bausteine, die vor allem aus Glyko­proteinen bestehen. Muzine werden von Drüsen­zellen produziert, welche aufgrund ihrer Form auch Becherzellen genannt.  
  2. Die Drüsenzellen sitzen in einer Schicht von Darm­epithel­zellen, die über Zell­ver­ankerungen namens „Tight Junctions“ eng miteinander verbunden sind. Tight Junctions sind neben ihrer Funktion, die Zellen eng neben­einander zu halten, auch dafür verantwortlich, dass nur gute Mikronährstoffe durch die Barriere gelassen und in unseren Körper aufgenommen werden. Die Tight Junctions dienen somit als Diffusions­barriere und zur mechanischen Stabilisierung des Darm­epithels. Diese Funktionen sind entscheidend für die Aufrecht­erhaltung einer funktionierenden Darmbarriere.
  3. Unter dem Darmepithel liegt eine Schicht aus Bindegewebe mit Blut- und Lymph­gefässen, die zum Transport von Nährstoffen und Abwehr­zellen dienen.  
  4. Abschliessend kommt eine dünne Schicht aus Ring- und Längs­muskeln.
Akkermansia muciniphilaAkkermansia muciniphilaAkkermansia muciniphila

Ein starkes Duo für die Darm­barriere: Darm­schleim­haut und Darm­flora

Damit die Schleimschicht im Darm ihre Schutzfunktion aufrechterhalten kann, muss sie ständig regeneriert werden. Die Darmschleimhaut arbeitet dabei eng mit den nützlichen Bakterien unserer Darmflora, dem Mikrobiom, zusammen. Insbesondere das Bakterium Akkermansia muciniphila trägt zu einer intakten Darmschleimhaut bei: Es ernährt sich von den Muzinen der schützenden Schleimschicht und regt die Becherzellen so an, neue Schleimstoffe zu produzieren. Mehr noch: Akkermansia muciniphila produziert als Nebenprodukt seines Stoffwechsels kurzkettige Fettsäuren, welche anderen nützlichen Bakterien und auch den Epithelzellen der Darmschleimhaut als Nahrung dienen. Diese Energieversorgung ist wichtig, denn ein Energiemangel schwächt die Epithelzellen: Das stört die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darminhalt und die Abwehrfunktion gegen Krankheitserreger.  

Auf eine starke Darmschleimhaut kommt es an

Eine starke Darmschleimhaut erschwert das Eindringen von Allergenen und Krankheitserregern (Pathogenen) und erlaubt die Ansiedlung von nützlichen Darmbakterien, darunter Akkermansia muciniphila. Diese Bakterien tragen wiederum zur Erhaltung der schützenden Schleimschicht bei.

Wenn die Darmschleimhaut durch Genussgifte, bestimmte Medikamente oder andere Einflüsse aus dem Gleichgewicht gerät, kann das auch die Darmflora und die Barrierenfunktion aus dem Gleichgewicht bringen.

Hinweise auf eine un­aus­ge­glichene Darm­schleim­haut

Die Darmschleimhaut regeneriert sich ständig und löst sich in kleinen Mengen ab. Abgestorbene Zellen der Darmschleimhaut können daher manchmal durch Schleimablagerungen im Stuhl sichtbar sein. Bei gesunden Menschen sind diese Ablagerungen entweder unsichtbar oder in sehr kleinen Mengen und durchsichtig vorhanden.

Wenn jedoch vermehrt sichtbarer, schleimiger Stuhlgang auftritt, kann dies ein Anzeichen für eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmschleimhaut sein. Häufigkeit und Beschaffenheit des Schleims im Stuhl können dann Hinweise auf mögliche Ursachen geben:

  • Fettige Mahlzeiten oder Ernährungsumstellung – durchsichtiger Schleim
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit (z. B. Gluten oder Laktose) – weisser Schleim
  • Anzeichen einer Infektion – gelber Schleim
  • Blutungen im Darm – dunkelbrauner bis schwarzer Schleim
  • Medikamenteneinnahme (z. B. Antibiotika) – grüner Schleim
  • Rote Lebensmittel (z. B. Rote Bete (Rote Rübe)) – roter Schleim

Eine vorübergehend gereizte Darmschleimhaut kann durch Stress, ungesunde Ernährung, Alkohol und bestimmte Medikamente verursacht werden. Hinweise auf eine gereizte Schleimhaut können z.B.  Bauchschmerzen, Blähungen und Veränderungen im Stuhlgang sein. Die Vermeidung möglicher Auslöser oder Stressfaktoren sollte genügen, um die Darmschleimhaut wieder in das Gleichgewicht zu bringen.

Eine trockene Darmschleimhaut kann durch Flüssigkeitsmangel oder eine Ernährung mit zu wenig Ballaststoffen entstehen. Auch manche Medikamente können die Feuchtigkeit im Darm beeinträchtigen und so zu einer trockenen Schleimhaut führen. Die daraus resultierenden Beschwerden wie Verstopfung und Bauchschmerzen können ein Hinweis darauf sein, dass die Darmschleimhaut nicht ausreichend feucht ist, um die Passage des Stuhls durch den Darm reibungslos zu ermöglichen.

Patientin im Gespräch mit einem TherapeutenPatientin im Gespräch mit einem TherapeutenPatientin im Gespräch mit einem Therapeuten

Wann sollte man bei Verdacht auf eine unaus­ge­glichene Darm­schleim­haut einen Arzt aufsuchen?

Ist häufiger Schleim im Stuhl zu sehen, kann das auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. Generell gilt: Wer vermehrt Schleim im Stuhl bemerkt, sollte sich ärztlich untersuchen lassen. Insbesondere dann, wenn dies noch von folgenden Symptomen begleitet wird:

  • Starke Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Blut im Stuhl
  • Hohes Fieber

Häufig gestellte Fragen

Unser Darm ist ein wichtiges Organ, das wie ein langer, gewundener Schlauch in unserem Bauch liegt. Er beginnt im Magen, endet am After und ist in 2 Hauptabschnitte unterteilt: den Dünndarm und den Dickdarm.

Der Dünndarm hat viele Falten und Ausstülpungen, was seine Oberfläche stark vergrössert. Er kommt so auf eine Länge von 3 bis 5 Metern. Diese Struktur hilft, Nährstoffe gut aus der Nahrung aufnehmen zu können.

Der Dickdarm ist mit ca. 1,5 Metern kürzer und hat eine glattere Fläche. Seine Funktion ist, nicht verdauten Darminhalten Wasser zu entziehen und ist somit an der Feinregulation des Elektrolythaushaltes beteiligt sowie den Stuhl zu formen bzw. einzudicken und einzuschleimen. Aufgrund der dichten bakteriellen Besiedlung durch die Darmflora, wird unter anderem die Versorgung mit Vitaminen, die Produktion kurzkettiger Fettsäuren sowie die Immunabwehr und Immunmodulation sichergestellt.

Die Innenwand des kompletten Darms ist mit einer Schleimhaut überzogen. Diese Darmschleimhaut (intestinale Mukosa) dient als Barriere gegen schädliche Keime und unterstützt die „guten“ Bakterien. Zudem wirkt die Schleimschicht wie ein Gleitmittel, das den Transport der Nahrung und des Stuhls durch den Darm erleichtert. Sie hilft dabei, Reibung durch z. B. feste Partikel zu reduzieren und schützt den Darm so vor Verletzungen.

Mukosa ist ein anderer Begriff für Schleimhaut, die die Innenseite von Hohlorganen im Körper auskleidet, wie beispielsweise die Schleimhäute in Nase, Mund und Darm. Diese feuchten, schleimhaltigen Gewebe erfüllen wichtige Schutz- und Transportfunktionen, indem sie die darunter liegenden Strukturen befeuchten, vor Austrocknung schützen und den Stoffaustausch zwischen Körperinnerem und -äusserem ermöglichen. Die Darmschleimhaut (intestinale Mukosa) spielt dabei eine zentrale Rolle bei der Verdauung und Nährstoffaufnahme, weshalb eine gesunde Schleimhaut für die Aufrechterhaltung der Darmfunktion essenziell ist.

Tight Junction-Proteine sind für die Aufrechterhaltung der Integrität der Darmbarriere von entscheidender Bedeutung, indem sie die Durchlässigkeit für essenzielle Nährstoffe und Wasser aus dem Darmlumen in den Blutkreislauf kontrollieren und gleichzeitig das Eindringen von bakteriellen Toxinen und Krankheitserregern in den Körper verhindern.